Die Bestattungsbranche im digitalen Wandel: Ein Blick in die Zukunft
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Die Bestattungsbranche im digitalen Wandel: Ein Blick in die Zukunft

Die Bestattungsbranche, lange Zeit als traditionell und konservativ bekannt, steht nun vor einem tiefgreifenden Transformationsprozess. Ähnlich wie der Einzelhandel in den letzten Jahrzehnten wird sie zunehmend mit den Herausforderungen der Digitalisierung konfrontiert. Diese Entwicklung hat bereits dramatische Auswirkungen auf andere Branchen gezeigt: Laut einer Studie des Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln sind seit dem Beginn der Digitalisierung etwa 60 % der traditionellen Einzelhändler verschwunden. Nun droht ein ähnliches Szenario auch der Bestattungsbranche – eine Entwicklung, die weitreichende Konsequenzen für Unternehmen, Kunden und die gesamte Gesellschaft haben wird.

In diesem Artikel analysieren wir, wie sich die Digitalisierung auf die Bestattungsbranche auswirkt, welche Parallelen es zum Einzelhandel gibt und welche Strategien Bestatter verfolgen können, um diesen Wandel zu überleben.


1. Der digitale Wandel im Einzelhandel: Eine Warnung für die Bestattungsbranche

1.1. Die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Einzelhandel

Der Einzelhandel war eine der ersten Branchen, die von der Digitalisierung massiv getroffen wurde. Mit dem Aufkommen von Online-Plattformen wie Amazon, Zalando oder eBay veränderten sich die Einkaufsgewohnheiten der Verbraucher grundlegend. Kunden begannen, ihre Produkte online zu bestellen, da sie dort größere Auswahl, bessere Preise und mehr Transparenz fanden. Traditionelle Ladengeschäfte, die nicht rechtzeitig auf diese Entwicklungen reagierten, wurden vom Markt verdrängt.

Ein weiterer Faktor war die steigende Erwartungshaltung der Kunden. Sie wollten personalisierte Angebote, schnelle Lieferzeiten und flexible Optionen wie Click & Collect. Unternehmen, die diese Anforderungen nicht erfüllten, verloren an Attraktivität. Laut einer Studie des Statistischen Bundesamtes schlossen zwischen 2000 und 2020 etwa 60 % der stationären Einzelhändler ihre Geschäfte – ein alarmierender Trend, der auch andere Branchen erreicht hat.

1.2. Warum trifft dies jetzt die Bestattungsbranche?

Die Bestattungsbranche galt lange Zeit als resistent gegenüber Veränderungen. Doch nun zeigt sich, dass auch sie nicht immun gegen die Auswirkungen der Digitalisierung ist. Gründe dafür sind:

  • Veränderte Kundenwünsche: Kunden erwarten heute mehr Transparenz, Flexibilität und Individualität bei der Planung von Bestattungen.
  • Technologische Innovationen: Digitale Plattformen ermöglichen es, Bestattungen online zu organisieren, Trauerfeiern virtuell abzuhalten oder digitale Gedenkseiten einzurichten.
  • Neue Wettbewerber: Online-Bestatter und Discounter drängen auf den Markt und setzen traditionelle Anbieter unter Druck.

Diese Entwicklungen ähneln stark den Herausforderungen, die den Einzelhandel in den vergangenen Jahren transformiert haben. Die Frage ist nun: Wie kann die Bestattungsbranche aus den Fehlern des Einzelhandels lernen?


2. Die Digitalisierung in der Bestattungsbranche: Chancen und Risiken

2.1. Neue Technologien und digitale Dienstleistungen

Die Digitalisierung bringt sowohl Chancen als auch Risiken für die Bestattungsbranche. Zu den wichtigsten technologischen Trends gehören:

  • Online-Plattformen für Bestattungen: Portale wie „Bestattung.de“ oder „Trauerhilfe24“ ermöglichen es Angehörigen, Bestattungen online zu planen und zu buchen. Diese Plattformen bieten Preisvergleiche, Bewertungen und transparente Informationen.
  • Digitale Gedenkseiten: Immer mehr Menschen nutzen digitale Gedenkseiten, um ihrer verstorbenen Angehörigen zu gedenken. Diese Seiten ermöglichen es, Fotos, Videos und persönliche Nachrichten zu teilen.
  • Virtuelle Trauerfeiern: Besonders in Zeiten von Pandemien oder wenn Angehörige aus der Ferne teilnehmen möchten, werden virtuelle Trauerfeiern immer beliebter. Über Video-Konferenz-Tools können Menschen weltweit zusammenkommen, um Abschied zu nehmen.
  • Augmented Reality (AR): Einige innovative Bestatter nutzen AR-Technologie, um Angehörigen die Gestaltung von Grabsteinen oder Urnen virtuell zu erleichtern.

2.2. Risiken durch mangelnde Anpassung

Unternehmen, die sich nicht an diese neuen Technologien anpassen, riskieren, den Anschluss zu verlieren. Viele traditionelle Bestatter haben Schwierigkeiten, digitale Tools zu integrieren oder ihre Dienstleistungen online anzubieten. Dies macht sie für technikaffine Kunden weniger attraktiv und erhöht den Wettbewerbsdruck.


3. Strukturelle Probleme der Bestattungsbranche

3.1. Überalterung und Nachfolgeprobleme

Ein zentrales Problem der Bestattungsbranche ist die Überalterung ihrer Betriebe. Viele Inhaber sind über 60 Jahre alt und haben keine Nachfolger. Familienbetriebe, die seit Generationen existieren, schließen, weil die jüngere Generation kein Interesse an diesem Beruf hat. Dies führt zu einem Rückgang der Anbieter und erhöht den Wettbewerb für die verbleibenden Unternehmen.

3.2. Rückgang der Sterbefälle

Durch den demografischen Wandel und bessere medizinische Versorgung sinkt die Zahl der Sterbefälle in vielen Ländern. Das bedeutet weniger Umsatz für die Branche und verstärkten Preisdruck. Unternehmen, die nicht effizient arbeiten oder innovative Dienstleistungen anbieten, werden besonders hart getroffen.

3.3. Preisdruck und neue Wettbewerber

Online-Bestatter und Discounter bieten preisgünstige Bestattungspakete an, die oft nur einen Bruchteil der Kosten traditioneller Bestatter ausmachen. Diese Anbieter setzen auf Standardisierung und Effizienz, was traditionelle Bestatter unter Druck setzt. Zudem führt die zunehmende Preistransparenz dazu, dass Kunden bewusster vergleichen und sparen.


4. Was können Bestatter tun, um zu überleben?

4.1. Digitalisierung aktiv vorantreiben

Um im digitalen Zeitalter bestehen zu können, müssen Bestatter ihre Prozesse digitalisieren. Dazu gehört:

  • Eine professionelle Website: Eine benutzerfreundliche Website mit klaren Preisinformationen und Online-Buchungsmöglichkeiten ist unerlässlich.
  • Digitale Dienstleistungen: Virtuelle Trauerfeiern, digitale Gedenkseiten und AR-Anwendungen können das Angebot erweitern und Kunden ansprechen.
  • Social-Media-Präsenz: Plattformen wie Facebook oder Instagram bieten die Möglichkeit, Zielgruppen zu erreichen und Vertrauen aufzubauen.

4.2. Innovative Angebote entwickeln

Kunden erwarten heute mehr Individualität und Nachhaltigkeit. Bestatter sollten daher:

  • Alternative Bestattungsformen: Waldbestattungen, Seebestattungen oder anonyme Urnenbestattungen anbieten.
  • Nachhaltige Produkte: Biologisch abbaubare Särge oder CO₂-neutrale Bestattungen fördern.
  • Personalisierte Dienstleistungen: Individuelle Gestaltungsmöglichkeiten für Trauerfeiern und Gedenkseiten ermöglichen.

4.3. Kundenorientierung stärken

Empathie und persönliche Betreuung bleiben entscheidend. Bestatter sollten:

  • Beratung und Unterstützung: Angehörige emotional begleiten und ihnen bei der Planung helfen.
  • Transparenz: Klare Preisstrukturen und offene Kommunikation fördern.

4.4. Kooperationen und Netzwerke

Bestatter sollten Synergien nutzen und ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.


5. Die Zukunft der Bestattungsbranche

Die Digitalisierung stellt die Bestattungsbranche vor immense Herausforderungen. Ähnlich wie der Einzelhandel muss sie sich anpassen, um zu überleben. Unternehmen, die sich nicht rechtzeitig auf die veränderten Bedürfnisse ihrer Kunden einstellen, riskieren, vom Markt zu verschwinden. Doch die Digitalisierung bietet auch große Chancen: Durch innovative Technologien und kreative Dienstleistungen können Bestatter ihre Position stärken und neue Zielgruppen erschließen.

Die Prognose, dass 60 % der Bestatter in fünf Jahren verschwunden sein könnten, ist ein Weckruf für die Branche. Wer diesen Wandel nutzt, um sich neu zu erfinden, hat gute Chancen, langfristig erfolgreich zu sein. Die Zukunft gehört denen, die bereit sind, sich zu verändern – und die Bedürfnisse ihrer Kunden in den Mittelpunkt stellen.

 





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