Während der Einzelhandel mit Filialsterben und Online-Konkurrenz kämpfte, steht die Bestattungsbranche heute an einem ähnlichen Scheideweg. Hier sind die Parallelen und Handlungsimpulse:
1. Die Parallele zum Einzelhandel: Warum Digitalisierung kein „Trend“, sondern eine Überlebensfrage ist
- Kundengewöhnung: Wie Verbraucherinnen heute 89 % ihrer Produktrecherchen online starten (Quelle: Sistrix), suchen auch Trauernde zuerst digital nach Bestattern – oft in akuten Stresssituationen.
- Wettbewerbsdruck: Digitale Vorreiter (z. B. überregional vernetzte Bestatter-Portale) drängen in lokale Märkte und bedienen Kunden, die klassische Betriebe nicht erreichen.
- Kostenexplosion: Wer keine organische Online-Sichtbarkeit (SEO) aufbaut, muss wie der Einzelhandel hohe Summen in Google Ads investieren – mit steigenden CPC-Kosten (bis zu 8 € pro Klick im Bestattungssektor).
2. Warum Bestatter nicht immun gegen das „Einzelhandelsschicksal“ sind
- Generationenwechsel: Millennials und Gen Z (zukünftige Entscheiderinnen bei Trauerfällen) erwarten digitale Touchpoints: Online-Beratung, Chat-Support, transparente Preislisten und Bewertungsplattformen.
- Plattform-Ökonomie: Portale wie friedhof.city oder Bestattungen.city übernehmen die Rolle, die Amazon im Einzelhandel spielte: Sie aggregieren Nachfrage und lenken sie an zahlende Partner.
- Kundenerwartungen: Eine veraltete Website wirkt heute so abschreckend wie ein leerer Laden mit kaputtem Schild – das Vertrauen schwindet, bevor der erste Kontakt entsteht.
3. Die Lösung: Wie Bestatter das „Retail-Desaster“ vermeiden – 3 prioritäre Schritte
a) Präsenz bündeln, wo Trauernde suchen
- Google My Business (GMB): 70 % der Nutzer*innen klicken auf einen der Top-3-Einträge in lokalen Suchergebnissen (BrightLocal).
→ Aktion: Professionelles GMB-Profil mit Fotos, FAQs und direkter Anfragefunktion. - Nischenportale: Listungen auf Plattformen wie pietaet.org oder bestattungen.city sichern Sichtbarkeit ohne SEO-Aufwand.
b) Automatisierung statt Zeitfresser
- Chatbots: Beantworten Standardfragen (Öffnungszeiten, Erstberatung) außerhalb der Dienstzeiten.
- Bewertungsmanagement: Tools wie Yext oder Reputizer sammeln automatisch Kundenbewertungen – für Social Proof ohne täglichen Aufwand.
c) Kooperationen gegen die Plattform-Übermacht
- Friedhofs-Partnerschaften: Gegenseitige Verlinkungen stärken lokale SEO und reduzieren Streuverluste.
- Trauerbegleiter vernetzen: Gemeinsame Webinare oder Blogbeiträge positionieren Sie als Experte und teilen Zielgruppen.
4. Fallbeispiel: Vom „Hidden Champion“ zur digitalen Marke
- Ein Familienbetrieb in Nürnberg verlor jährlich 15 % seiner Anfragen an Online-Plattformen. Die Lösung:
Investition in eine mobile-optimierte Website mit Trauerblog und Videoberatung. - Automatisierte Leadgenerierung über Google My Business und Partnerschaften mit lokalen Floristen.
- Ergebnis: Innerhalb von 12 Monaten stiegen die organischen Anfragen um 200 %, die Kosten pro Lead sanken um 40 %.
5. Zukunftssicherung: Lernen aus dem Einzelhandel
- Der Niedergang von 60 % der Händler lehrt: Reagieren Sie, bevor es zu spät ist.
Priorisieren Sie Digital-Budgets: Mindestens 10 % des Umsatzes in Online-Marketing stecken – nicht als Kosten, sondern als Infrastruktur-Investment. - Nutzen Sie „Retail-Errors“ als Blaupause:
- Vermeiden Sie reine „Online-Broschüren“ (wie frühe Einzelhändler-Websites).
- Setzen Sie auf Touchpoints, die Vertrauen schaffen: Live-Chats, 360°-Rundgänge durch die Aussegnungshalle oder Videointerviews mit Mitarbeitenden.
Der Tod des stationären Handels ist eine Lehrstunde – kein Schicksal
Die Digitalisierung fordert auch Bestatter heraus, aber sie bietet Chancen: Wer heute eine dauerhafte Online-Präsenz aufbaut, automatisiert und mit lokalem Fokus, wird nicht zum nächsten Opfer der „60 %-Statistik“. Denn im Gegensatz zu Einzelhändlern haben Bestatter einen unschlagbaren Vorteil: Menschliche Nähe lässt sich nicht ersetzen – aber digital verstärken.
Nutzen Sie sie, bevor es andere tun.